Presseinformation: Auswilderungsprojekt: Luchse über Grenzen hinweg vernetzen
Nr. 8 - 25.01.2024
Projekt siedelt Luchse in Thüringen an und fördert so Ausbreitung in Deutschland und Mitteleuropa
(pug) Luchse kommen in Deutschlands freier Wildbahn nur in drei Gebieten vor: im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzerwald. Nach Schätzungen des Bundesamtes für Naturschutz leben dort rund 130 Tiere. Ein Austausch zwischen den Gebieten findet kaum statt, da sie zu weit voneinander entfernt sind. Das soll sich durch das Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ ändern. Um die Ausbreitung zu fördern, werden in den kommenden vier Jahren bis zu 20 Luchse im Thüringer Wald ausgewildert. Daran wirken Forschende der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen gemeinsam mit Organisationen wie dem WWF Deutschland, dem Landesjagdverband Thüringen und der ThüringenForst AöR mit. Das Projekt wird vom BUND Thüringen koordiniert und vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz mit 2,9 Millionen Euro gefördert.
Die Luchse stammen aus dem Wildkatzendorf Hütscheroda sowie aus den rumänischen Karpaten. Nicht nur die Wildfänge, sondern auch die Tiere aus dem Wildgehege sind ohne Kontakt zu Menschen aufgewachsen und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Vor ihrer Auswilderung im Thüringer Wald werden sie in einem sogenannten Soft-Release-Gehege untergebracht, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Mit ihrer Freilassung soll eine stabile Population entstehen. Sie soll den genetischen Austausch zwischen den bislang getrennten Populationen gewährleisten, wie Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele erklärt: „Der Luchs lebt in unseren Wäldern – er ist ein wichtiger Teil unseres Ökosystems und eine faszinierende Großkatze dazu. Noch fehlt der Trittstein zwischen den Luchsen im Bayerischen Wald und dem Harz. Wenn das Projekt diese Verbindung schafft, haben wir für die Zukunft des Luchses in Mitteleuropa viel erreicht.“ Dem Thüringer Wald kommt aufgrund der zentralen Lage eine herausragende Rolle bei der Vernetzung der Luchse Mitteleuropas zu.
„Wir sprechen uns schon lange dafür aus, die Ausbreitung des Luchses durch gezielte Ansiedlungen zu unterstützen. Umso mehr freuen wir uns, dass sich der Freistaat Thüringen zu diesem für den Erhalt der Art wichtigen Schritt entschieden hat“, sagt der Naturschutzbiologe Dr. Markus Port, der das Projekt für den BUND Thüringen koordiniert und seitens der Universität Göttingen wissenschaftlich begleitet. Er sieht darin auch eine Chance für die Forschung: „Dieses Projekt ist das erste, in dem sowohl Gehege-Nachzuchten als auch Wildfänge angesiedelt werden. Der Ansatz ermöglicht es uns, Luchse unterschiedlicher Herkunft hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Überlebensfähigkeit zu vergleichen und daraus Empfehlungen für zukünftige Projekte herzuleiten.“ Hierfür werten die Forschenden Daten von Sendern aus, die alle freigelassenen Luchse an Halsbändern tragen werden. So überwachen sie die Tiere etwa ein Jahr lang engmaschig. Zudem sammeln sie Daten mithilfe automatischer Kameras.
Ebenfalls am Projekt beteiligt sind die Wildtierland Hainich gGmbH, das Biosphärenreservat Thüringer Wald, der Naturpark Thüringer Wald sowie die rumänischen Organisationen Asociaţia pentru Conservarea Diversităţii Biologice und Romsilva. Weitere Informationen sind unter www.luchs-thueringen.de zu finden.
Kontakt:
Dr. Markus Port
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Naturschutzbiologie
Bürgerstraße 50, 37073 Göttingen
Telefon: 0160 98011164
E-Mail: mport@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/646533.html