Presseinformation: Klimaschutz und digitaler Wandel: Großgeräte für innovative Forschung
Nr. 67 - 03.06.2022
Niedersächsisches Wissenschaftsministerium fördert sieben Projekte mit knapp fünf Millionen Euro
(pug) Herz und Hirn, umweltfreundliche Materialien und Holzwerkstoffe, Privatsphäre beim Einsatz von Robotern, Kräfte in Biomolekülen, Trockenstress bei Pflanzen und Rechencluster für Maschinelles Lernen: Sieben Projekte der Universität Göttingen und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) werden vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) mit insgesamt knapp fünf Millionen Euro gefördert. Die Gelder werden in neue Großgeräte investiert, mit denen innovative Forschung in den Bereichen Klimaschutz und digitaler Wandel vorangetrieben werden kann.
Mit der Förderung wird an der UMG ein spezielles Elektronenmikroskop angeschafft, das die Forschung im Bereich der Neurowissenschaften und Herz-Kreislauf-Medizin sowie verschiedener Forschungsverbünde wie etwa der Exzellenzcluster „Multiscale Bioimaging“ stärken soll. Das Mikroskop, das in die Technologieplattform des Centers for Biostructural Imaging of Neurodegeneration (BIN) der UMG integriert wird, kann 800 Nanometer dünne, in Harz eingebettete Gewebeproben bei Raumtemperatur durchstrahlen und 3D-Aufnahmen in Nanometer-Auflösung erstellen. Es wird eingesetzt, um feinste Veränderungen von Zellstrukturen zu erforschen, die im Zusammenhang mit neurologischen und kardiologischen Krankheiten wie Neurodegeneration, Multiple Sklerose, Taubheit oder Herzinsuffizienz auftreten. Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Carolin Wichmann wird mit über 567.000 Euro gefördert.
Um umweltfreundliche neuartige funktionelle Werkstoffe und Materialien entwickeln zu können, wird die Geräteausstattung in der Abteilung Holztechnologie und Holzwerkstoffe erweitert. Die Geräte ermöglichen es, Eigenschaften der nachwachsenden Rohstoffe wie Holz, Biopolymere aus Holz und anderen pflanzlichen Quellen sowie der finalen Produkte zu charakterisieren und zu analysieren. Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Kai Zhang wird mit knapp 685.000 Euro gefördert. Im Forschungszentrum Innovative Laubholzprodukte wird der Gerätepark aufgestockt, um die Erforschung innovativer Materialien im Baubereich zu erweitern. Momentan werden Forschungsfragen zu Massiv-, Brettschicht- und Furnierschichtholz bearbeitet; zukünftig sollen hier auch Dämmstoffe auf Basis einheimischer Laubhölzer entwickelt werden. Das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Holger Militz wird mit mehr als 638.000 Euro gefördert.
Wie müssen mobile Roboter, die uns bei unseren alltäglichen Aktivitäten unterstützen, ausgestaltet sein, damit sie unsere Privatsphäre nicht verletzen? Im Projekt Privobot unter der Leitung von Prof. Dr. Delphine Reinhardt sollen neuartige Bedrohungen der Privatsphäre beim Einsatz von Robotern in intelligenten Umgebungen aufgedeckt und Gegenmaßnahmen entwickelt werden. Mit den Fördermitteln in Höhe von über 340.000 Euro werden Roboter angeschafft, um mit ihnen die notwendige Datengrundlage sammeln und die Gegenmaßnahmen zum Schutz der Privatsphäre implementieren und evaluieren zu können.
Welche Kräfte wirken in biologischen Systemen und wie wirken sich die physiologische Situation der Biomoleküle sowie Reagenzien, Wirkstoffe oder Medikamente darauf aus? Diese Fragen sollen mit einer hochpräzisen vierfach-optischen Falle, kombiniert mit Epifluoreszenz-Mikroskopie und Mikrofluidik untersucht werden. Das Gerät kombiniert drei innovative biophysikalische Methoden. Das Projekt FluoTrap unter der Leitung von Prof. Dr. Sarah Köster wird mit mehr als 567.000 Euro gefördert.
Mittel in Höhe von mehr als 366.000 Euro erhält das Projekt PhänoSys unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Gailing für die Beschaffung und Inbetriebnahme eines Multi-Sensor Hochdurchsatz-Phänotypisierungssystems. Mit hochauflösenden Kameras werden Pflanzen sequenziell abgebildet, um Morphologie, Farbe, Abmessungen und andere Aspekte der Pflanzengesundheit und -entwicklung zu analysieren. Ziel ist es, Informationen über die genetischen Grundlagen der Trockenstress- und Pathogenresistenz von Baumsämlingen und anderen Pflanzen zu gewinnen, um diese Erkenntnisse für eine nachhaltige Wald- und Landwirtschaft sowie den Klimaschutz zur Verfügung zu stellen.
Wissenschaftliche Innovationen entstehen unter anderem aus der Analyse riesiger Datenmengen durch Methoden der Künstlichen Intelligenz, des Deep Learning oder des Maschinellen Lernens. Für diese Arbeiten sind GPU-Rechencluster eine essentiell benötigte Forschungsinfrastruktur. Mit den nun eingeworbenen Fördermitteln in Höhe von mehr als 1,8 Millionen Euro soll das zentrale Angebot an Rechenclustern am Göttingen Campus ausgebaut werden. Das Projekt wird von Prof. Dr. Ramin Yahyapour geleitet.
Die Fördergelder stammen aus dem Aufbauprogramm REACT-EU der Europäischen Union, aus dem das MWK mehr als 35 Millionen Euro für Forschungsinfrastrukturen erhalten hat. Das MWK setzt die Förderung im Rahmen der Richtlinie „Innovation durch Hochschulen und Forschungseinrichtungen“ um.