Presseinformation: Öffentlichkeitsbeteiligung und Erinnerungskultur
Nr. 49 - 05.05.2022
Universität Göttingen mit zwei Projekten im Landesprogramm „Zukunftsdiskurse“ erfolgreich
(pug) Die Universität Göttingen war erneut mit zwei Projekten im Landesprogramm „Zukunftsdiskurse“ erfolgreich. Im Projekt „Politik und Recht erleben, Zukunft mitgestalten – Potentiale und Grenzen der Bürger*innenbeteiligung bei der Klimawende“ geht es darum, Verständnis dafür zu schaffen, wie Recht und Politik die Klimawende gestalten können, und wo die Möglichkeiten und Grenzen von Recht und Politik liegen. Im Lichte dieser Erfahrungen sollen Bürgerinnen und Bürger Vorschläge machen, wie sie sich bessere Beteiligungsmöglichkeiten vorstellen können. Im Projekt „In Stein gemeißelt? Digital erfahrbare Erinnerungsdiskurse im Stadtraum von Niedersachsen und Osteuropa“ wollen Historikerinnen und Historiker digitale Stadtführungen aus Deutschland und Osteuropa auf einer Internetseite bündeln, um faktenbasiert und über Landesgrenzen hinweg eine Diskussion über die geteilte Erfahrung in Vergangenheit und Gegenwart zu ermöglichen. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert beide Projekte maximal 15 Monate lang mit jeweils bis zu 120.000 Euro. Das Geld stammt aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung.
Antworten auf die großen Herausforderungen der Gegenwart erfordern eine breite gesellschaftliche Basis und Akzeptanz, und die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in Entscheidungsverfahren kann einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanzsteigerung leisten. „Vor diesem Hintergrund ist es höchste Zeit, bei der wissenschaftlichen Analyse des Instruments der Bürgerbeteiligung auch die eigentlichen Adressatinnen und Adressaten zu Wort kommen zu lassen und aus ihrer Perspektive zu lernen“, so die Leiter des Projekts „Politik und Recht erleben“, Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger von der Juristischen und Prof. Dr. Simon Fink von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Um wissenschaftliche Erkenntnisse quasi im Praxistest zu generieren, wollen sie Bürgerinnen und Bürger durch Simulationen die spezifischen Problemlösungsstrategien, Vorteile und Probleme von Politik und Recht erleben lassen. Anhand des mit der Klimawende verbundenen „Generationenkonflikts“, der internationalen Dimension und der vielfältigen aufeinanderprallenden Freiheitsrechte lässt sich besonders gut veranschaulichen, dass Politik und Recht verschiedene, oftmals gegenläufige Perspektiven, Interessen und Rechte in einen Ausgleich bringen müssen. Auf diese Weise kann mittelbar das Bewusstsein für gesellschaftliche Vielfalt gestärkt werden.
Ziel des Projekts „In Stein gemeißelt?“ ist es, Geschichtswissenschaft und Zivilgesellschaft in Deutschland und Osteuropa in einen transnationalen Dialog zu bringen und die vielfach instrumentellen oder gar schrillen Bezüge auf die geteilte Vergangenheit zu versachlichen. Mit der Entwicklung einer Webseite, die digitale Stadtführungen an unterschiedlichen Standorten (Göttingen, Osnabrück, Friedland, Riga, Minsk, St. Petersburg, Tbilisi) zusammenführt und mit einer dezentralen App verknüpft, soll ein faktenbasiertes und Empathie förderndes Angebot für die breite Öffentlichkeit entstehen. „Mit diesem Format wollen wir die Erinnerungsdiskurse um kollektive Zugehörigkeit und Macht nachzeichnen, die Kooperation mit Akteurinnen und Akteuren in Osteuropa intensivieren und Anstöße dafür geben, wie Deutschland als Einwanderungsland an Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg erinnern kann“, so die Projektleiter Dr. Kerstin Bischl und Dr. Philip Knäble vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte. Die Digitalisierung ermöglicht dabei den multimedialen Einsatz von Quellen sowie Verknüpfungen über den einzelnen Stadtraum hinaus.
Mit dem Programm Zukunftsdiskurse möchte das Land Niedersachsen den gesellschaftspolitischen Diskurs in den Geistes- und Sozialwissenschaften fördern. Forscherinnen und Forscher waren bereits zum fünften Mal aufgefordert worden, Konzepte zur Aufbereitung ihrer Forschungsergebnisse vorzulegen, die anschließend in öffentlichen Veranstaltungen diskutiert werden sollen. Die Projekte sollten aktuelle und zukunftsorientierte Themen behandeln.
Kontakt:
Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger
Juristische Fakultät
Telefon (0551) 39-21150
E-Mail: lehrstuhl.schwerdtfeger@jura.uni-goettingen.de
Prof. Dr. Simon Fink
Sozialwissenschaftliche Fakultät
Telefon (0551) 39-26506
E-Mail: simon.fink@sowi.uni-goettingen.de
Dr. Kerstin Bischl und Dr. Philip Knäble
Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Telefon (0551) 39-21238 und -21252
E-Mail: kerstin.bischl@uni-goettingen.de und philip.knaeble@phil.uni-goettingen.de