Presseinformation: DAAD-Preis für pakistanischen Promotionsstudenten
Nr. 264 - 05.12.2018
Wasey Ullah Khalil arbeitet über Lebensgeschichten von Geflüchteten und engagiert sich als Dolmetscher
(pug) Der Göttinger Promotionsstudent Wasey Ullah Khalil aus Pakistan hat den diesjährigen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende ausländische Studierende erhalten. Die Jury würdigte seine wissenschaftliche Arbeit und seinen Einsatz für Geflüchtete, den er neben der Bewältigung seiner eigenen prekären Lebenssituation als Asylsuchender leistet. Khalil promoviert am Methodenzentrum Sozialwissenschaften der Universität Göttingen über Lebensverläufe von Geflüchteten aus Afghanistan und Pakistan. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Nach seinem Studium an der Universität Peshawar begann Khalil dort mit der Promotion, musste diese aber nach einer politisch motivierten Anklage wegen ‚Blasphemie‘ abbrechen. Seit Oktober 2015 ist er Asylsuchender in Deutschland und seit Juli 2016 erst als Gaststudent, dann regulär an der Universität Göttingen eingeschrieben. Hier erbrachte er in zwei Semestern fast alle erforderlichen Prüfungsleistungen im Fach Soziologie.
Für seine Göttinger Promotion rekonstruiert Khalil familien- und lebensgeschichtliche Verläufe von Menschen, die aus Afghanistan und Pakistan nach Deutschland geflüchtet sind – Biographien, die seiner eigenen ähneln. „Sein Promotionsvorhaben leistet einen innovativen Beitrag in der soziologischen Migrationsforschung, die sich bisher kaum Fluchtverläufen widmete“, so Betreuerin Prof. Dr. Gabriele Rosenthal. Khalil wird als Stipendiat im Programm „Wissenschaft.Niedersachsen.Weltoffen“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur für gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt.
Schon in seinem Heimatland ist Khalil ehrenamtlich aktiv gewesen, so unter anderem als Vorsitzender einer Initiative, die sich gegen religiösen Extremismus einsetzt. In Deutschland setzt er dieses Engagement fort. Neben seiner Promotion ist er zudem für die studentische Initiative „Conquer Babel“ und das „Beratungs- und Aktionszentrum Friedland“ tätig, vor allem als Übersetzer. Zudem vernetzt er Geflüchtete aus Pakistan und Afghanistan, damit sie sich gegenseitig bei der Suche nach Arbeit, Ausbildungsplätzen oder Praktika unterstützen können. Ziel seines Engagements ist es, Geflüchteten zu einem normalen Leben in einer neuen gesellschaftlichen Umgebung zu verhelfen.
„Viele unserer Lehrenden, Beschäftigten und Studierenden engagieren sich mit großem Einsatz in vielfältiger Weise für geflüchtete Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Studierende“, so Prof. Dr. Hiltraud Casper-Hehne, Vizepräsidentin für Internationales an der Universität Göttingen. „Nur durch dieses zusätzliche und zum Teil auch ehrenamtliche Engagement sind wir in der Lage, Willkommenskultur in ganzer Breite zu leben – der Einsatz von Herrn Khalil ist hier vorbildlich.“ Mit dem Preis des DAAD für ausländische Studierende werden akademische Leistungen sowie bemerkenswertes soziales, gesellschaftliches oder hochschulinternes Engagement ausländischer Studierender ausgezeichnet.
Kontakt:
Nina Giebel
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Göttingen International
Von-Siebold-Straße 2, 37075 Göttingen
Telefon (0551) 39-21335
E-Mail: nina.giebel@zvw.uni-goettingen.de
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