Das Projekt und seine Vision

Der Bedarf an chemischen Fachkräften im Raum Südniedersachsen ist gleichbleibend hoch. Die Güte der Ausbildung dieser Fachkräfte ist deshalb von höchster Bedeutung.
Fachkräfte im chemischen Bereich werden in Deutschland in zwei voneinander meist unabhängigen Ausbildungszweigen ausgebildet: In der betrieblichen und der universitären Ausbildung. Die Entscheidung für die eine oder andere Form der Ausbildung basiert auf einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren wie der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, soziodemografischen Merkmalen, Vorstellungen von Ausbildung und Beruf und Einflüssen des sozialen Umfelds [1]. In einigen Fällen stellt sich die getroffene Entscheidung im Nachhinein jedoch als individuell unpassend heraus. 

Das Chemiestudium hat eine Abbruchquote nahezu 50 Prozent. Häufige Gründe für den Abbruch sind Leistungsprobleme, falsche Vorstellungen von Studium und Beruf oder mangelnde Motivation [2]. Ein Studienabbruch kann einhergehen mit Gefühlen wie Depression, Frust oder dem Verlust des Selbstwertgefühls. Da oft aufgrund mangelnder zeitlicher Passung kein direkter Einstieg in eine fachverwandte Ausbildung erfolgen kann, kommt es zudem zu Leerlaufzeiten sowie dem Verlust an Interesse und Motivation für das Fach Chemie.
Auf der anderen Seite haben viele ehemalige Auszubildende, die durch Ausbildung und Berufserfahrung eine Hochschulzulassung erhalten haben, Hemmungen, ein Hochschulstudium aufzunehmen, selbst wenn Interesse und Motivation vorhanden wären. Gründe hierfür können eine mangelnde Wahrnehmung der Hochschulöffnung, Angst vor Überforderung (z.B. bezüglich des wissenschaftlichen Arbeitens) [3] oder Finanzierungsprobleme [4] sein. Dadurch bleibt es diesen Auszubildenden verwehrt, ihr volles Potential auszuschöpfen.
Diese beiden Zielgruppen sollen mit dem Projekt gefördert und beim Finden des für sie optimalen Bildungswegs unterstützt werden. Dazu soll ein Beratungsangebot etabliert werden, das Übergänge zwischen Hochschule und betrieblich Ausbildung unterstützt und begleitet, um die Durchlässigkeit zwischen universitärer und betrieblicher Ausbildung zu erhöhen und dauerhaft nachhaltige, reibungsarme Übergänge zu ermöglichen.



  • Die Durchlässigkeit zwischen Hochschule und betrieblicher Ausbildung soll erhöht werden. So lässt sich die Diversität der Hochschule erhöhen.


  • Vision

  • Junge Menschen, die eine erfolgreiche betriebliche Ausbildung durchlaufen haben, sollen zu einem anschließenden Hochschulstudium ermuntert werden und die Zugangswege sollen erleichtert werden. Das führt zu erhöhter Wahrung der Chancengleichheit in der Bildung und ermöglicht ihnen ihr volles Potential auszuschöpfen.


  • Studierenden, die in ihren Studium unglücklich oder nicht erfolgreich sind, soll eine Perspektive in der betrieblichen Ausbildung geboten werden. Das ermöglicht es, Fachkräfte in Fachbereich und Raum zu halten.


  • Durch das Projekt sollen auch Frauen, die sich statistisch eher für eine Ausbildung entscheiden (der Frauenanteil dort ist höher als im Chemiestudium [5,6]), zur Aufnahme eines Studiums motiviert werden. Das dient der Frauenförderung


  • Übergänge sollen durch zielgerichtete Vorbereitung und bedürfnisgerechte Begleitung unterstützt werden, um sie reibungsfrei und nachhaltig zu gestalten.
    Die Durchlässigkeit und die Möglichkeit von Übergängen soll nachhaltig in der Hochschulkultur etabliert werden.


  • Durch Kooperation mit lokalen Unternehmen, Beratungsstätten und Berufsschulen soll ein Netzwerk aufgebaut werden, das junge Menschen bei der Wahl ihres Bildungswegs unterstützt





  • Etablierung von Anrechnungsstrukturen:
    Bisher werden Leistungen nur nach Einzelfallprüfung für einen neuen Studiengang angerechnet. Das Projekt strebt an, verbindliche Anrechnungsstrukturen zu schaffen, um Studieneinsteigern Sicherheit zu geben und den Studieneinstieg zu entlasten.


  • Informationsangebote:
    Um das Informieren über Möglichkeiten und Perspektiven zu erleichtern, soll ein niedrigschwelliges Onlineangebot geschaffen werden, über das junge Menschen sich wertungsfrei und selbstgesteuert informieren können. Durch das Bereitstellen fachlicher Materialien soll die eigenständige fachliche Vorbereitung eines möglichen Übergangs ermöglicht werden.


  • Beratungsangebote:
    Zusätzliche sollen auch verlässliche Beratungsangebote wie Gruppenwebinare, persönliche (Online-) Einzelgespräche und Begleitseminare angeboten werden.


[1] Oberste, U. (2013). Einflussfaktoren bei der Berufswahl - Eine Analyse der Berufswünsche von Schülern am Ende der Sekundarstufe I. Zeitschrift für ökonomische Bildung (01/2013). S. 117-136.
[2] Heublein, U., Schmelzer, R. (2018). Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen - Berechnungen auf Basis des Absolventenjahrgangs 2016. DZHW-Projektbericht. Online verfügbar unter: https://www.dzhw.eu/pdf/21/studienabbruchquoten_absolventen_2016.pdf
[3] Scholz, W.D. (2006): Vom Meister zum Magister, von der Erzieherin zur Diplomandin.
Berufliche Weiterbildung als Schlüssel zum Hochschulstudium in Niedersachsen. Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg
[4] Heublein, U., Schmelzer, R. (2018). Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen Berechnungen auf Basis des Absolventenjahrgangs 2016. DZHW-Projektbericht. Online verfügbar unter: https://www.dzhw.eu/pdf/21/studienabbruchquoten_absolventen_2016.pdf
[5] Daten aus Datenbank Auszubildende" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Online verfügbar unter: https://www.bibb.de/tools/dazubi/data/Z/B/30/41322010.pdf
[6] GDCH (2018). Statistik der Chemiestudiengänge Eine Umfrage der GDCh zu Chemiestudiengängen an Universitäten und Hochschulen in Deutschland. Online abrufbar unter https://www.gdch.de/fileadmin/downloads/Ausbildung_und_Karriere/Karriere/Statistik/Broschuere_web/2018_Statistik_web.pdf.