Inklusion in der Sekundarstufe I. Diskurstheoretische Studien zu Schulwahl und Schulentwicklung.
Durch die Unterzeichnung und Ratifikation der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Umsetzung einer ‚inklusiven’ Schule zur globalen Norm geworden. An Bildungspolitiken sowie Bildungsinstitutionen weltweit besteht nun der Anspruch, Reformen zur Realisierung der ‚inklusiven’ Schule umzusetzen. In Deutschland wurde auf diesen Anspruch mit verschiedenen Schulgesetzesänderungen reagiert: Z.B. mit Umstrukturierungen des Förder- und Regelschulsystems sowie der Einführung eines unterschiedlich weit reichenden Elternwahlrechts zwischen Regel- und Förderschule. Wie sich die ‚inklusive’ Schule jedoch entwickelt, scheint gerade für den Sekundarbereich noch offen. In dem Projekt „Inklusion in der Sekundarstufe I. Diskurstheoretische Studien zu Schulwahl und Schulentwicklung“ interessieren wir uns daher für die Entwicklungen der inklusiven Schule im Sekundarbereich. Wir fragen danach, wie welche Schulen für wen als richtigen Beschulungsort entworfen werden bzw. wie welche Schüler*innen als passend für welche Schule konstruiert werden, wie dies legitimiert wird und wie sich wer als autorisierte*r Entscheider*in bezüglich dieser Fragen positionieren kann. Zudem interessiert uns, wie welche Reformvorstellungen für die Umsetzung eines ‚inklusiven’ Unterrichts produziert werden. Diesen Fragen gehen wir aus diskursanalytischer Perspektive auf Grundlage von Interviews und schulpädagogischen Veröffentlichungen nach. Wir führten offen gehaltene, mit wenigen Impulsen strukturierte Interviews, die wir einerseits mit Schulleitungen und Lehrkräften mit Funktionsstellen geführt haben und anderseits mit Eltern von Kindern mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung, die vor der Entscheidung der Wahl einer weiterführenden Schule für ihr Kind standen. Wie welche Reformvorstellungen produziert und diskutiert werden, untersuchen wir in transnationaler Perspektive anhand von englisch-, spanisch- und schwedischsprachigen Veröffentlichungen. Unser Interesse gilt dabei den unterschiedlichen Akzentuierungen in den sich transnational ausbreitenden Reformideen.