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Biologie und Ökologie
GestaltDieser sommergrüne Baum gehört zu den höchsten Bäumen Europas. Mit etwa 100 Jahren hat die Esche ihre volle Höhe erreicht, sie kann bis zu 40 m betragen (Fischer-Rizzi 1993). Allerdings wird diese Höhe nur im Bestand erreicht, wo die Esche einen langen, astfreien Stamm entwickelt. Im Freistand entwickelt sie sich eher zu einem imposantem Baum mit einer großen, runden oder ovalen Krone, die klar strukturiert ist. Mit einem Höchstalter von etwa 250 Jahren kann die Esche einen Durchmesser von bis zu 1,70 m erreichen (Petruszek 1991).
Abb. 1 Esche im Freistand (D. Romroth)
Blätter
Wenn andere Bäume schon voll im Laub stehen, treibt die Esche erst aus. In Europa ist sie die am spätesten austreibende Baumart, allerdings schafft sie es manchmal vor der Eiche. Die folgende Bauernweisheit lässt sich aus dem späten Austreiben dieser beiden Baumarten ableiten und bezieht sich auf den kommenden Sommer.
Grünt die Esche vor der Eiche,
bringt der Sommer große Bleiche.
Grünt die Eiche vor der Esche,
bringt der Sommer große Wäsche. (Petruszek 1991)
Hierbei sollte allerdings beachtet werden, dass die Bäume nebeneinander stehen und etwa gleich groß sind. Hat die Esche erst einmal ausgetrieben, entwickelt sie große langgestreckte Blätter, die bis zu 35 cm lang werden können. Die Blätter bestehen aus 9 – 15 Fiederblättchen mit ungleich gesägten Rändern, die oberseits dunkelgrün und unterseits etwas heller sind. Im Herbst trägt die Esche kein rotes oder gelbes Kleid, sondern wirft ihre Blätter grün ab (Bartels 1993).
Abb. 2 Blatt der Esche (D. Romroth)
Blüten
Noch vor dem Laubaustrieb erscheinen im April – Mai die unscheinbaren Blüten an den Spitzen der Zweige. Diese in Büscheln stehenden dunkelroten bis violetten Blüten sind auf die wichtigsten Organe reduziert. Sie bestehen nur aus zwei Staubblättern und dem Fruchtknoten. Auch die Blüten der Esche stellen eine Besonderheit dar. Es werden männliche, weibliche und auch zwittrige Blüten ausgebildet, die sich an verschiedenen Bäumen, wie auch an ein und demselben Baum befinden können. Dieses Phänomen nennt man Dreihäusigkeit (Roloff 2001).
Samen
Alle 2 - 3 Jahre trägt die Esche reichlich Samen, die in dichten Reben vom Baum hängen. Dabei handelt es sich um einsamige, geflügelte Nüsschen. Die anfangs grünen Samen werden durch die Reife im August – Oktober gelbbraun. Sie fallen erst spät im Winter oder im Frühjahr ab, oft sind beim Laubaustrieb noch einige braune Samen am Baum zu sehen. Durch den Wind werden die geflügelten Nüsschen weit verbreitet, sie können bis zu 125 m weit fliegen (Roloff 2001). Auf dem Boden angekommen müssen die Samen 6 warme Monate lang reifen; anschließend benötigen sie noch 6 kalte und nasse Monate, um die letzten Keimhemmungen aufzuheben (Bartels 1993).
Abb. 3 Eschensamen (D. Romroth)
Bevorzugung männlicher Eschen
Die männlichen Eschen sind waldbaulich interessanter, weil sie gegenüber den weiblichen und zwittrigen Eschen einen größeren Zuwachs haben und hochwertigeres Holz bilden. Dies liegt daran, dass die männlichen Bäume keine Samen ausbilden und ihre ganze Energie für das Wachstum verwenden können. Die weiblichen und zwittrigen Bäume fallen daher bei einer Durchforstung dem Förster als erste zum Opfer (Petruszek 1991).
Knospen
Im Winter ist die Esche durch ihre unverwechselbaren Knospen sehr leicht zu erkennen. Kein anderer Baum besitzt solche großen, samtschwarzen Knospen, die wie Zwiebelturmspitzen auf den Zweigen thronen. Sie sind kreuzgegenständig angeordnet, d.h. es sitzen immer zwei Knospen gegenüber am Zweig, das nächste Knospenpaar ist dann um 90° am Zweig gedreht (Fischer-Rizzi 1993).
Abb. 4 Zweig der Esche (D. Romroth)
Rinde
Die Zweige bilden mit ihrer grauen bis graugrünen Rinde einen schönen Kontrast zu den schwarzen Knospen. Bei genauerem Hinsehen sind auf den jungen Zweigen weiße Punkte zu finden, die Lenticellen (kleine Anhäufungen von Korkzellen zum Gasaustausch). Aber auch die Rinde am Stamm sieht sehr interessant aus. In der Jugend hat die Esche eine auffallend helle, glatte Rinde, die lange beibehalten wird. Bei älteren Individuen zerklüftet die Rinde vom Stammfuß her und bildet eine Borke von grober, netzartiger Textur aus (Petruszek 1991).
Abb. 5 Rinde einer alten Esche (D. Romroth) | Abb. 6 Rinde einer jungen Esche (D. Romroth) |
Wurzeln
Nach Ausbildung einer Pfahlwurzel, die aber bald zurücktritt, entwickelt die Esche ein Senkerwurzelsystem mit kräftigen, weitreichenden und flach im Oberboden verlaufenden Hauptseitenwurzeln (Schlüter 1990). Dieses Wurzelsystem ist nicht sehr tiefgreifend, dafür aber weitgreifend und eignet sich sehr gut zur Boden- und Uferstabilisierung. Selbst lang anhaltende Überschwemmungen mit fließendem Wasser können der Esche nichts anhaben (Leibundgut 1991).
Mischbestände
Durch ihre extreme standörtliche Anpassungsfähigkeit kann sich die Esche bei uns in 40 Waldgesellschaften wenigstens eingesprenkelt halten. In 12 weiteren gehört sie zur steten Kombination, und in 8 weiteren ist sie oft dominierend (Leibundgut 1991). Allerdings bildet die Esche keine Reinbestände.
Im Berg- und Hügelland bilden Eschen in Gesellschaft mit dem Ahorn Schluchtwälder, die auch als Eschen-Ahornwälder bezeichnet werden. Begleitbäume sind Linde, Bergulme und Tanne. In diesen Beständen zeigen die Bäume außerordentliche Wuchsleistungen und hervorragende Holzqualität.
Als wasserbegleitende Baumart folgt die Esche gerne Bächen und breitet sich in flacheren Regionen aus, wo sie oft mit der Erle vergesellschaftet ist. Die Eschen-Erlenwälder sind allerdings stark zurückgegangen. Dies geschah durch Flussbegradigungen und Anpflanzung anderer Arten wie Weide und Pappel. In weitläufigen Auenwäldern wendet sich die Esche vom Fluss ab und ist dort nur vereinzelt als Übergangsbaumart von der Weichholzaue zur Hartholzaue zu finden (Petruszek 1991).
Bestens geeignet ist die Esche für eine Mischung mit Bergahorn, Kirsche, Aspe und Buche, wobei eine frühe und starke Durchforstung besonders wertsteigernd sein kann (Leibundgut 1991).