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Press release: Geothermisches Reservoir am Standort Schwerin erschlossen
No. 53 - 13.04.2021
Forschungsteam der Universität Göttingen erfolgreich mit neuartigem Erkundungsansatz
(pug) Das Geothermieprojekt Schwerin-Lankow, für das die Universität Göttingen entscheidende wissenschaftliche Grundlagen geschaffen hat, ist erfolgreich abgeschlossen worden. In den zurückliegenden drei Jahren wurden zwei Bohrungen im Stadtgebiet niedergebracht, die in 1.250 Meter Tiefe ein etwa 45 Meter großes Reservoir mit hervorragenden hydraulischen Eigenschaften erschlossen haben. Mit der Geothermieanlage, welche die Stadtwerke Schwerin im ersten Quartal 2022 in Betrieb nehmen wollen, sollen bereits zehn Prozent der kommunalen Wärmeversorgung gewonnen werden.
Das Göttinger Forschungsteam setzte bei Auswahl von Standort und Zielhorizont in Schwerin-Lankow auf den neuartigen Erkundungsansatz Sandsteinfazies. Dieser wurde in mehreren Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit Beteiligung der Universität Göttingen entwickelt und durch die Geothermie Neubrandenburg GmbH zur marktreifen Anwendung gebracht. Das Bundesministerium für Wirtschaft förderte die Vorhaben.
„Der interdisziplinäre Erkundungsansatz basiert auf der Kombination geologischer Methoden und der Auswertung großer Bohrungsdatensätze“, sagt Dr. Matthias Franz aus der Abteilung Angewandte Geologie der Universität Göttingen. „Aus den Verbundvorhaben ist das Kartenwerk geothermischer Reservoire Norddeutschlands entstanden, das Standortprognosen verbessert und die Risiken ungeeigneter Funde verringert. Die getroffenen Reservoirprognosen konnten durch die Bohrungen in Schwerin-Lankow eindrucksvoll bestätigt werden.“
Das Kartenwerk ist über das „Geothermische Informationssystem“ des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik in Hannover einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und bildet so die Grundlage für weitere Geothermieprojekte in Norddeutschland. „Das Projekt in Schwerin hat Modellcharakter für ganz Norddeutschland, da es erstmals den wirtschaftlichen Reservoirbetrieb in mittleren Tiefen aufzeigt“, sagt Dr. Peter Seibt, Geschäftsführer der Geothermie Neubrandenburg GmbH.
Bislang galt für den wirtschaftlichen Betrieb eine Mindesttemperatur von 65 Grad Celsius, die in Norddeutschland erst in Tiefen unterhalb 1.500 Metern vorhanden ist. In Schwerin ist nun trotz der niedrigeren Temperatur von etwa 56 Grad Celsius ein wirtschaftlicher Anlagenbetrieb möglich. Durch die hohe Reservoirqualität können erstmals Hochtemperaturwärmepumpen zum Einsatz kommen, die die Temperaturdifferenz in einem innovativen Wärmewerk ausgleichen. Wegen der geringeren Tiefe des Reservoirs fallen die Erschließungskosten deutlich niedriger aus. Die nach dem Schweriner Modell verbesserte Wirtschaftlichkeit von Geothermieprojekten erweitert den Kreis zukünftiger Standorte in Norddeutschland erheblich.
Kontakt:
Dr. Matthias Franz
Georg-August-Universität Göttingen
Geowissenschaftliches Zentrum Göttingen – Abteilung Angewandte Geologie
Goldschmidtstraße 3
37077 Göttingen
Telefon: (0551) 39-33137