Der ursprüngliche Bestand der Ulmen wurde in der Hauptsache aus drei Gründen deutlich reduziert. Erstens durch die bevorzugte Rodung von gut nährstoffversorgten und leicht bearbeitbaren Böden im frühen Mittelalter. Zweitens durch die Umwandlung von artenreichen Mischwäldern in Buchen- und Fichtenwälder seit Beginn des 19. Jahrhunderts und letztlich durch die Veränderung des Ökosystems zu Ungunsten der Ulme z. B. durch Flussregulierung und/oder Absenkung des Grundwasserspiegels.
Seit dem Ersten Weltkrieg sind die verbliebenen Bestände der Ulme zunehmend durch das Auftreten der Holländischen Ulmenkrankheit gefährdet (“Seltene Bäume in unseren Wäldern – Erkennen, Erhalten, Nutzen“ - Die Ulmen- Arten).
Infektion und Krankheitsverlauf
Der Erreger (Ophiostoma nova-ulmi) ruft eine Trachemykose in den befallenen Bäumen hervor. Dies ist eine von pathogenen Pilzen ausgelöste Welkekrankeit, bei denen sich die Erreger über das Wasserleitungsgewebe in der Wirtspflanze ausbreiten. Die Infektion erfolgt beim Reifefraß frisch geschlüpfter Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus) von Mai bis Oktober. Durch den Ausflug der Jungkäfer verbreitet sich der Pilz auf andere Bäume. Auch durch Wurzelverwachsungen können Mikrokonidien des Pathogenen von einem Baum in den anderen übergehen. Über das Wasserleitsystem gelangt der Erreger in andere Ast- und Kronenteile. Schädlich wird der Pilz durch Abgabe toxischer Stoffe. Diese Stoffe führen zum Kollabieren benachbarter Parenchyzellen und lösen eine heftige Thyllenbildung aus (Verstopfung der Gefäße), was wiederum zur Unterbrechung des Transpirationsstromes führt. Der Tod der Ulmen wird letztlich durch Wassermangel verursacht. Erste Symptome sind Welkeerscheinungen und das Vergilben der Blätter an einzelnen Zweigen im oberen Kronenbereich. Später kommt es zu Blattfall, der sich auf die ganze Krone ausbreitet. Bei raschem Verlauf kann der Baum innerhalb einer Vegetationsperiode absterben.
Weil die Ulmen als Zierbäume und Alleebäume in weiten Teilen der Welt eine große Rolle spielten, ist das Ulmensterben eine der am besten erforschten Baumkrankheiten
Anfangsstadium der Ulmenkrankheit; Absterben der Krone im oberen Bereich
www.forst.uni-muenchen.de Urheber Dr. Klaus-Jürgen Lang
links: Großer Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus)
rechts: Kleiner Ulmensplintkäfer (Scolytus multistriatus)
www.waldwissen.net Urheber Novak: Schädliche Forsinsekten, Enke (Georg Thieme Verlagsgruppe)
Typische Fraßbild des Ulmensplintkäfers; einarmiger Muttergang (ca.3 cm) und abgehende Larvengänge (ca. 10 bis 15 cm)
www.faunistik.net