Aktuelle Hinweise


Mittwoch, 03.12.2025, 18 Uhr c. t., Adam-von-Trott-Saal (Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa, Wilhelmsplatz 3)

Eva-Maria Düringer (Tübingen):
Sehen statt Wählen: Iris Murdoch und die moralische Priorität der Aufmerksamkeit

Abstract
In der Ethik liegt der Fokus gern auf Fragen der Entscheidungsfindung.
Wie kann ich sicherstellen, dass ich in schwierigen Situationen die Option wähle, die moralisch richtig ist? Der Gedanke, dass es ein Prinzip geben könnte, das bei korrekter Anwendung richtige Entscheidungen garantiert, ist verführerisch. Der kantische kategorische Imperativ und das utilitaristische Kalkül sind beliebte und viel diskutierte Kandidaten für solche Prinzipien. Iris Murdoch aber argumentiert, dass der ethische Fokus auf Entscheidungsfindungen fehlgeleitet ist. Wichtiger, so Murdoch, sei die richtige Einschätzung der Situation, für die es einer liebenden und gerechten, einer „entselbsteten“ Aufmerksamkeit bedarf. Viele, wenn nicht die meisten, Entscheidungen erübrigen sich, wenn wir nur auf die richtige Weise „hinsehen“ lernen.

In diesem Vortrag werde ich Murdochs Begriff der Aufmerksamkeit nachzeichnen und anhand einiger Beispiele und Verweise auf Simone Weil und Platons Höhlengleichnis zeigen, wie Aufmerksamkeit gelingen kann. Vertiefend möchte ich auf einen Aspekt eingehen, bei dem Murdoch die ansonsten so enge Anlehnung an Weil lockert: Während für Weil das Persönliche, die eigenen Erfahrungen und die eigene Biographie, die Sicht der Aufmerksamkeit versperrt und entäußert werden sollte, hält Murdoch an der Wichtigkeit persönlicher Erfahrungen im Verstehensprozess ethischer Zusammenhänge fest.

Programm
Flyer


Ab dem WiSe 25/26 können in den M.A.-Modulen M.Phi.100 und M.Phi.104-107 die „großen“ Modulprüfungen (Hausarbeiten und mündliche Prüfungen) grundsätzlich auch in Seminaren abgelegt werden, denen diese Module zugeordnet sind, und nicht mehr nur in Hauptseminaren (und Kolloquien). Welche konkrete Prüfungsform dabei angeboten wird, entscheiden die Lehrenden.
Die Änderung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in den Amtlichen Mitteilungen abgebildet (wir warten noch darauf), das Philosophische Seminar hat sie aber schon im Lehrplan für das kommende Semester berücksichtigt. Dadurch haben Master-Studierende eine deutlich größere Auswahl an Lehrveranstaltungen bei der Belegung der Module.

 
Leitlinien zum Umgang mit KI-Werkzeugen in Prüfungsleistungen am Philosophischen Seminar

Das Philosophische Seminar möchte auch künftig schriftliche Arbeiten wie Essays und Hausarbeiten als Prüfungsformen beibehalten, da es sich hierbei um für das fachliche Lernen besonders fruchtbare Formate handelt. In Lehrveranstaltungen wird transparent kommuniziert, dass beim Anfertigen dieser Arbeiten der Einsatz von KI-Werkzeugen lediglich in dem Rahmen erlaubt ist, der dem Philosophieren und philosophischen Lernen nicht entgegensteht. Von Studierenden wird erwartet, dass sie sich eigenständig mit den philosophischen Gedanken und Texten anderer auseinandersetzen, eigene philosophische Überlegungen entwickeln und diese gemäß den wissenschaftlichen Standards des Faches verschriftlichen.

Leitlinien:

Die Lehrenden des Philosophischen Seminars erwarten bei schriftlichen Arbeiten, die als Prüfungsleistungen eingereicht werden, 

  • dass diese selbstständig angefertigt wurden und KI-Werkzeuge, wenn überhaupt, ausschließlich für die Literaturrecherche sowie für Korrektur- oder Übersetzungszwecke genutzt wurden;
  • dass die Arbeiten weder in Teilen noch in Gänze durch KI-Werkzeuge erstellt wurden, sondern in Struktur, Inhalt und sprachlicher Ausgestaltung eine eigenständige Leistung darstellen;
  • dass die Vorschläge der verwendeten KI-Werkzeuge für Literaturrecherche, Korrektur oder Übersetzungen überprüft und ggf. bearbeitet wurden und die Studierenden die volle Verantwortung für den eingereichten Text übernehmen;
  • dass die Studierenden zur Kenntnis genommen haben, dass die Verwendung von KI-Werkzeugen für die Textproduktion als Täuschungsversuch geahndet wird sowie,
  • dass die direkte oder sinngemäße Übernahme fremden Gedankenguts ohne korrekte Belege als Plagiat geahndet wird.


September 2025